Swiss Re: Corona und Unwetter als Wachstumstreiber für Schadensversicherungen |
08.09.2020 08:20 |
(Ganze Meldung neu nach dem 1. Zwischentitel) Zürich (awp) - Die zunehmende Besiedelung von Risikogebieten, die Coronapandemie und die zunehmenden Unwetter sind nach Ansicht der Swiss Re Wachstumstreiber für die Schadensversicherung. Der Nicht-Lebenmarkt dürfte im nächsten Jahr teuerungsbereinigt (real) um 3,3 Prozent zulegen, schätzt das Swiss Re Institut. Man erwarte weiterhin Preiserhöhungen in allen Segmenten, teilte der zweitgrösste Rückversicherer der Welt am Dienstag in einem Communiqué mit. Grund dafür seien tiefe Zinsen, Grossschäden und wachsende Risiken. Die aktuelle Hurrikansaison im Atlantik steuere auf einen Rekord zu: Bisher hätten bereits neun tropische Stürme vor August und 13 Wirbelstürme vor September gewütet, hiess es. Das seien so viele wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen. Zudem werde die Situation verschlimmert durch das häufigere Auftreten und die grössere Schwere von sekundären Gefahren wie Überschwemmungen und Waldbränden. Das führe zu grösseren Schadensmeldungen und unterstreiche den Bedarf an Versicherungsdeckung, schrieb die Swiss Re in ihrem Communiqué anlässlich des ausgefallenen Branchentreffens von Monte Carlo. Profitabilität unterdurchschnittlich Die Branche leide seit der Finanzkrise unter den tiefen Zinsen, die der Profitabilität zu schaffen machten. Die Folgen der Coronakrise habe dieses Problem verschärft. Denn die Notenbanken würden die Zinsen weiter senken, um die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abzufedern. Damit die Schadenversicherer aus den G7-Staaten im nächsten Jahr eine vernünftige Eigenkapitalrendite erzielen könnten, müssten sie ihre Margen bei der Zeichnung von Versicherungspolicen um 7 bis 12 Prozentpunkte erhöhen, um die niedrigeren Zinsen zu kompensieren, schätzte das Swiss Re Institut. Schon vor der Coronakrise sei die Profitabilität in den meisten grösseren Märkten unterdurchschnittlich gewesen, erklärte Swiss Re-Rückversicherungschef Moses Ojeisekhoba im Communiqué: Um den wachsenden Bedarf nach Versicherungsschutz auf eine nachhaltige Weise zu decken, seien eindeutig Preiserhöhungen in allen Geschäftsbereichen nötig. Münchener Rück erwartet Wachstum von 2 bis 4 Prozent Damit stiess die Swiss Re ins selbe Horn wie Branchenprimus Munich Re: Nach 2020 könnten die Rückversicherer im Schaden- und Unfallgeschäft auch 2021 und voraussichtlich darüber hinaus höhere Prämien durchsetzen, hatte das zuständige Konzernleitungsmitglied Torsten Jeworrek am Vortag in einer Videokonferenz gesagt. Als Gründe nannte Jeworrek gestiegene Belastungen durch Naturkatastrophen und von Menschen angerichtete Grossschäden. Zudem gebe es nach mehreren Jahren des Preisverfalls einen Aufholprozess. Insgesamt dürften die Prämieneinnahmen der Branche im Schaden- und Unfallgeschäft in den Jahren 2020 bis 2022 um jährlich 2 bis 4 Prozent steigen. Allerdings hält der Manager in manchen Branchen und Segmenten kurz- bis mittelfristig auch einen geringeren Versicherungsbedarf für denkbar. So müssten die von der Coronakrise schwer getroffenen Fluggesellschaften wegen des Einbruchs im Flugverkehr weniger Maschinen versichern. Versicherer hätten die Prämien der Airlines dem tatsächlichen Risiko angepasst. Onlinegespräche sind auf Dauer kein Ersatz Das sonst im September übliche Treffen der Rückversicherer in Monte Carlo fällt wegen der Coronapandemie aus. Dennoch loten die Unternehmen mit ihren Kunden - Erstversicherern wie Allianz und Axa sowie Maklern wie Aon und Guy Garpenter - die Konditionen für die Vertragserneuerung zum folgenden Jahreswechsel aus. Die Gespräche fänden diesmal online statt, und das funktioniere gut, sagte Jeworrek. Er zeigte sich allerdings davon überzeugt, dass das Branchentreffen nach Bewältigung der Pandemie wieder wie gewohnt im Fürstentum Monaco stattfinden werden. Persönliche Treffen seien in dem Geschäft wichtig, da es auf persönlichen Kontakten und Vertrauen basiere. Dies lasse sich durch Online-Konferenzen nicht auf Dauer ersetzen, sagte Jeworrek. jb/rw/yr |